Hallo,
hier nun meine Vorstellung der Jost AG:
Bei der Jost AG aus dem bayrischen Lauf bei Nürnberg handelt es sich um einen klassischen Micro Cap mit einer Marktkapitalisierung von nur 4,16 Millionen Euro. Die Gesellschaft hat sich auf die Beratung von Steuerberater- und Wirtschaftsprüferkanzleien im Bereich der Nachfolgeregelung spezialisiert. Hauptumsatzträger ist die Vermittlung von Kanzleien, für die die Gesellschaft sowohl vom Käufer als auch vom Verkäufer 3 % des Jahresumsatzes als Provision erhält. Die Jost AG ist auf diesem Feld Marktführer in Deutschland.
Standardisierte Steuervorgänge können die Steuerpflichtigen inzwischen mit Hilfe von preiswerter Software selbst erledigen. Für komplexe Vorgänge werden jedoch Experten benötigt. Da das deutsche Steuerrecht in Zukunft bestimmt nicht einfacher werden wird, ist für einen anhaltenden Bedarf von Steuerberatern gesorgt. Gleichzeitig werden durch die demographische Entwicklung immer mehr Steuerberater älter und wollen sich zur Ruhe setzen. Nach Schätzungen der Jost AG ändern sich jedes Jahr bei 1.500 Kanzleien die Besitzverhältnisse. Die Nachfrage nach Kanzleien ist so groß wie nie zuvor – auf einen Verkäufer kommen derzeit über 10 Kaufinteressenten.
Wachstum möchte das Unternehmen, das nur sieben Mitarbeiter hat, außerdem mit der Expansion nach Österreich generieren. Darüber hinaus hat der Sohn des Unternehmers den sog. Notfallplan für StB-Kanzleien entwickelt. Der Notfallplan soll im Notfall durch Sicherung aller wichtigen Dokumente und Verträge für einen reibungslosen Übergang der Kanzlei sorgen. Jeder Plan bringt ca. 2.000 Euro Umsatz; das Produkt wird stark nachgefragt.
So weit die „Story“ von Jost. Ganz interessant, aber sicher nicht der absolute Hammer. Durch die Tätigkeit der Gesellschaft, die ausschließlich beratend tätig ist, ergibt sich jedoch ein besonderer Kick, der die Aktie aus meiner Sicht attraktiv macht. Da die Jost AG nur berät, benötigt sie kaum Anlagevermögen und Investitionen. So beträgt das komplette Anlagevermögen gerade mal 6 % der Bilanzsumme. Investitionen wurden in 2006 gerade mal für 22.000 Euro getätigt, das entspricht nicht einmal 2 % des Umsatzes.
Das Thema der hohen Investitionen wurde gerade wieder auf der Berkshire-HV angesprochen. Maschinen- und Automobilbauer müssen hohe Beträge ihres Umsatzes wieder in neue Maschinen investieren, das entfällt bei der Jost AG völlig. In 2006 blieben 32 % des Umsatzes als Gewinn nach Steuern übrig – das dürfte ein nicht sehr häufig erreichter Wert sein. Die EK-Rendite betrug etwa 35 %. Die Gesellschaft ist bei einer EK-Quote von 85 % vollkommen frei von Bankverbindlichkeiten.
Zur Bewertung der Aktie: Bei einem aktuellen Kurs von € 9,48 beträgt die Marktkapitalisierung € 4,161 Mio. Zieht man davon den Cash-Bestand ab, bleiben € 3,575 Mio. übrig. Der Gewinn 2006 nach Steuern betrug € 394.791,39. Daraus errechnet sich ein KGV von gerade 9 – Tendenz 2007 bei steigenden Gewinnen sinkend. Der Free Cash Flow (errechnet aus der G+V) dürfte etwa 410.000 Euro betragen, gerade mal das 8,7-fache der Marktkapitalisierung (ohne Cash). Das ist ein sehr guter Wert – klassische Value-Unternehmen liegen dort häufig über 20.
Da die Gesellschaft kaum investieren muß, können erhebliche Teile des Gewinns ausgeschüttet werden. 2006 waren es rund zwei Drittel. Wenn für 2007 wieder 60 Cent gezahlt werden, beträgt die Dividendenrendite 6,32 %.
Familie Jost hält etwas mehr als 50 % der AG, der Rest ist breit gestreut. Seit dem 1. Januar 2007 ist der Sohn des Firmengründers in den Vorstand aufgerückt. Damit ist die Gesellschaft nicht mehr nur von einer Person abhängig, was das Risiko erheblich reduziert.
So, und nun Feuer frei. Wie ist Eure Meinung zu der Gesellschaft?
Gruß,
JuliaPapa
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